Yoga liegt im Trend, auch speziell für Kletterer. Seit einigen Jahren gibt es auch immer mehr Yogakurse in den Kletterhallen. Die Co-Gründerin von ClimbingFlex und Autorin Stefanie Fischer Fernández erzählt in diesem Artikel, welche Vorteile Yoga Kletterern bieten kann und worauf man als Kletterer bei Yoga achten sollte.
„Yoga ist etwas für bewegliche Leute, nichts für mich.
Außerdem wird dort die ganze Zeit entspannt,
das ist bestimmt nicht so aufregend….“
… das dachte ich, bevor ich mit Yoga anfing. Und mit diesem Bild war und bin ich sicherlich nicht allein. Den meisten Kletterern geht es nach ihren ersten Yoga-Versuchen nicht anders wie mir, als ich merkte, dass es mir doch viel mehr bringt als gedacht.
Neben allen positiven Erfahrungen gab es zwei konkrete Situationen im Klettern, bei denen ich einen „Wow-Effekt“ vom Yoga merkte und die mir in Erinnerung geblieben sind, als wäre es gestern gewesen.
Richtige Atmung - dank Yoga auch am Fels
An einem sonnigen Klettertag im Frankenjura war ich gerade eine lange Route geklettert. Mein Partner Carlos ließ mich langsam ab, als etwas in einer Sanduhr meine Aufmerksamkeit erregte. Etwas, das sich bewegte. Eine Kreuzotter!
Auch wenn die Schlange von sich aus wahrscheinlich gar kein Interesse hatte, mich zu beißen, dank der Phobie reichte mir allein der Anblick. Ich weiß noch genau, wie ich in eine Schockstarre verfiel und Carlos zuschrie, dass er mich sofort und schneller ablassen solle. Am liebsten wäre ich davongerannt!
Was mich wieder in einen normalen und kletterfähigen Zustand brachte, war eine Atemtechnik aus dem Yoga. Diese Situation am Fels zeigte mir, dass man über die Atmung das Nervensystem sowie die Emotionen beeinflussen kann. Die Atmung kontrollieren zu können, ist ein sehr starker Faktor, um sich beim Klettern von den Emotionen weniger aus der Ruhe bringen zu lassen.
Im Yoga ist die Atmung das A und O. Wenn der Atem nicht fließen kann, bringen die ganzen Übungen nichts. Sie entwickeln ein Gefühl für den Atem, kontrollieren ihn besser – sowohl auf der Matte als auch an der Wand.
Mehr Körperspannung – trotz Kletterpause
Kennen SIe das Gefühl nach einer Kletterpause? Man glaubt, der eigene Körper müsse sich erst wieder auf die Kletterei einstellen. Als ich nach einer Pause wieder in der Boulderhalle war, überraschte es mich, einige kräftige Boulder in Überhängen trotz Pause zu schaffen. Was mir viel brachte, war die Körperspannung. Yoga mit diesem Fokus praktizierte ich zu dieser Zeit mindestens dreimal pro Woche.
Eine stark ausgeprägte Körperspannung wird Ihnen helfen, viel kraftsparender und kontrollierter zu klettern. Damit festigt sich auch das Vertrauen, dass Ihnen zum Beispiel Überhänge leichter fallen werden.
Weitere positive Effekte des Yogas für das Klettern
Auf der körperlichen Seite hilft Ihnen Yoga, die Beweglichkeit zu verbessern, aber auch mehr Stabilität, Kraft und Körperspannung aufzubauen. Ein ganz wichtiger Punkt ist auch der Ausgleich, den Yoga uns Kletterern geben kann. Ich kenne viele Kletterer, die schon einmal ein Problem mit den Schultern, mit dem Nacken oder dem Rücken haben.
Yoga stärkt prinzipiell die allgemeine Fitness, aber spricht gezielt andere Muskelpartien an, die oft beim Klettern zu kurz kommen.
Auf der mentalen Seite stärkt Yoga die Konzentrationsfähigkeit, die innere Gelassenheit und die mentale Kraft. Der Körper kann noch so stark sein – wenn der Kopf nicht mitspielt, wird die Route nicht machbar sein. Die Gedanken unter Kontrolle zu haben, die Konzentration auf die Route, auf die Atmung und den nächsten Zug zu richten, ist eine echte Kunst. Yoga ist hier kein Wundermittel – aber es hat einen bemerkenswerten Einfluss.
Hinweise für Ihr Kletter-Yoga
Eine wichtige Regel im Yoga lautet:
„Höre auf deinen Körper und tue dir nicht weh.
Zwing dich nicht in Haltungen, die nichts für dich sind,
sondern pass die Übungen an.“
Bei leistungsorientierten Kletterern ist das gar nicht so leicht! Aber gerade als Kletterer kommen wir mehr als „normale“ Yoga-Praktizierende in Situationen, in denen wir im Yoga die eine oder andere Haltung anpassen oder weglassen sollten. Die Anpassungen sind sehr individuell. Viele Kletterer fahren jedoch besser mit Anpassungen für die Schultern, Handgelenke und Beine.
Am besten ist es, mit einem Kurs zu starten und mit etwas mehr Kenntnissen dann für sich eine eigene Übungspraxis zu entwickeln, die mehr auf die Bedürfnisse als Kletterer eingeht. Besonders nach dem Klettern können ein paar Minuten Yoga viel bewirken. Achten Sie aber unbedingt darauf, den Körper nach einem aktiven Tag nicht überanzustrengen. Manche Übungen, die Sie sonst spielend schaffen, können zu diesem Zeitpunkt bereits zu viel für die Muskeln sein. Machen Sie nach dem Klettern nur Übungen, die sich gut anfühlen und die zu nicht fordernd sind.
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Viel Spaß auf der Matte!